13. Oktober 2016

Kopenhagen, lecker und hyggelig

Ich bin Dänin.
Seit meiner Reise nach Kopenhagen Anfang Oktober weiß ich das ganz sicher.

Schon der Kopenhagener Flughafen gefällt mir. Die Lämpchen, die hier im Snackrestaurant oder auf der Toilette hängen, hätte unsereins gern im Wohnzimmer. Dänemark, und besonders Kopenhagen, ist ein Paradies für Designfreunde.

Der Kopenhagener Flughafen gefällt mir auch deshalb, weil mir dort direkt nach Ankunft dieser Schauspieler über den Weg läuft, den ich so gut finde. Leider fällt mir sein Name nicht ein, ich habe ihn aber neulich in einer älteren Folge von Unter anderen Umständen gesehen. Ich erfasse den Arm meiner Freundin Martina und flüstere sehr laut: "Da....da...hast du gesehen...das ist dieser dänische Schauspieler. Mist, wie heißt der denn noch? Der ist kleiner als ich dachte. Und über diese Porno-Piloten-Brille müssen wir auch noch mal sprechen." Ich drehe mich um. Weg ist er, der Mann ohne Namen. Spätestens jetzt weiß ich: Kopenhagen wird gut.

Kopenhagen wird wirklich gut.

Nach nur fünfzehn Minuten Fahrt für 5 Euro pro Person hält der Zug am Hauptbahnhof.
Unser Hotel liegt fünfzehn Gehminuten vom Bahnhof entfernt im angesagten Stadtteil Vesterbro (früher Rotlicht, heute Bars und Burger). Vor dem Radisson SAS, das circa sieben Gehminuten von unserer Unterkunft entfernt ist, beginnen die Fahrten mit den Hop on/Hop off-Bussen. Für 34 Euro darf man 48 Stunden Doppeldecker-Bus und Bötchen fahren und an 31 Stationen aussteigen. Zur ersten Orientierung empfehle ich die Mermaid-Tour. Verwirrend ist, dass die beiden Konkurrenz-Unternehmen Gray Line und Red Busses Touristen in nahezu identisch aussehenden roten Bussen durch die dänische Hauptstadt, die ungefähr so viele Einwohner wie Düsseldorf hat, schaukeln. Es ist nicht zu verstehen, warum das eine Unternehmen nicht seine Busse umlackieren lässt. Wenn ich Busfahrer wäre, hätte ich schon längst selber Hand angelegt. "Sorry, this is not the ticket for OUR busses, you have to go there" hören wir zum ersten Mal, als wir die Lille Havnfru, die kleine Meerjungfrau, gemeinsam mit achtundfünfzig anderen Menschen besuchen.



Zum Ende der Reise haben wir das "Sorry, this is not the ticket for OUR busses" gefühlte dreißig Mal gehört. Auf der Mermaid Tour halten die Busse unter anderem am Gammeltorv, der sehr aufgeräumt aussieht, und am Nyhavn, dem sehr touristischen Hafenbecken. Von dort aus unternehmen wir eine absolut empfehlenswerte Bötchenfahrt in den Kopenhagener Hafen und durch die Kanäle, die an Amsterdam erinnern.



Die Hop on/Hop off-Touren ersparen einem nicht nur die öffentlichen Verkehrsmittel, per Kopfhörer erfährt man auf Deutsch und elf andere Sprachen etwas über die Geschichte, die Sehenswürdigkeiten, die Architektur und das Lebensgefühl der Dänen, die - laut Umfrage - die glücklichsten Menschen der Welt sind.

Das Zauberwort heißt hygge. Zusammensein mit Menschen, die man mag, gemütlich zusammensitzen, Schönes denken, das ist hygge. Ausführlicher und besser beschreibt dieses Lebensgefühl die Huffington Post. Kopenhagen ist hyggelig und ein Großteil der Kopenhagener wirkt sehr entspannt und zufrieden. Ist es dieses Lebensgefühl, dass die Menschen hier so unverschämt gut aussehen lässt? Oder sind die Menschen so zufrieden, weil sie so attraktiv sind? Zum  entspannten Leben in der Stadt tragen die vielen extrem gut ausgebauten Radwege bei. In fast alle Richtungen fährt man sehr bequem mit dem Rad, und besonders häufig sieht man Männer mit einem Christiana- Bike Bierkästen, ihre Kinder und Ihre Ehefrauen herumfahren.

Den alternativen Stadtteil Freistadt Christiana durchqueren wir im Rahmen einer Bustour.
Villa Kunterbunt meets Hafenstraße Hamburg, dazu kostenloses Passivkiffen. Sehr interessant.





Von Christiana aus schlendern wir zur Papierinsel, in dem sich in alten Gebäuden der Papierfabrik neben Kunstgalerien auch ein einzigartiger Streetfood Market mit über zwanzig Wagen und viel Platz zum Essen, Trinken und Schauen befindet.









Nur das Schauen ist kostenlos, ansonsten ist Kopenhagen für Freunde von Nahrungsmitteln, zu denen ich mich selbstverständlich zähle, nicht gerade preisgünstig. Preiswert ist es allemal, denn die Qualität der Speisen ist fantastisch. Kopenhagen zählt zu den "grünsten" Städten weltweilt, es gibt viel Regionales, Veganer können sich wohlfühlen, viele Bio-Märkte, es ist auf jeden Fall sehr lecker. Auch die Burger und vor allem das Smørrebrød. Die Dänen beherrschen die Kunst des Stullenschmierens, alles schmeckt so römtömtömtöm. :-)





Um verschiedene Bars, Cafés und Restaurants zu testen, empfehle ich einen Bummel über die Kompagnistraede, auf der ich in Bertels Salon den köstlichsten und teuersten (aber egal) Käsekuchen meines Lebens aß. Achtung: Hier darf man nur mit Karte zahlen. Dies gilt übrigens auch für viele kleine Imbisse auf der Straße, wie zum Beispiel für den Hot Dog-Stand vor dem Rathaus.





Ebenfalls auf der Kompagnistraede kann man mittags ein vegetarisches All-you-can-eat-Buffet für umgerechnet 11 Euro im RizRaz genießen.

Der Schauspieler, dessen Namen mir partout nicht einfallen wollte und der ein bisschen etwas von Götz George hat, kehrt bestimmt gern mal ins kreuzberg auf ein kleines Bier ein. Wobei klein in Dänemark 0,4 Liter meint.

Nach drei Tagen in Kopenhagen bin ich sehr satt nach Düsseldorf zurückgekehrt. Nicht nur wegen der kulinarischen Köstlichkeiten, den vielen Sehenswürdigkeiten, die so herrlich nah beieinander liegen. Nein, richtig glücklich und zufrieden. 
Seelisch satt.

Meine Eltern haben mir nicht zufällig einen skandinavischen Vornamen verpasst.
Ich bin Dänin.
Seit Anfang Oktober weiß ich das ganz sicher.


P.S. Der Schauspieler, den ich zuhause gegoogelt habe, damit ich wieder ruhig schlafen kann, heißt  Magnus Krepper  Er ist übrigens Schwede. :-)

Fotos ©  Britta Meyer