1. Juni 2017

Frau Meyer und die Sache mit dem Unterstrich

Mein Alltag:

Einem Kunden (ich nenne ihn Herr Reise, obwohl er so nicht heißt), hatte ich im Februar schon einmal Preise für sein Lieblingshotel auf Menorca genannt. Damals reagierte er nicht auf mein Angebot, meldet sich Ende Mai wieder und fragt, ob es nun vielleicht ein besseres Angebot für die Sommerferien gibt.

Riesenüberraschung: Gibt es nicht.

Menorca profitiert wie andere Reiseziele in Spanien, Portugal, Griechenland, Italien von all jenen Urlaubern, die zur Zeit nicht in die Türkei, nach Ägypten oder Tunesien reisen möchten. Die Preise für die anderen Ziele sind entsprechend der Nachfrage gestiegen. Aber, hey, ich denke mir die Preise nicht aus!

Das Hotel, das der Kunde im letzten Jahr zu einem echten Schnäppchenpreis - allerdings außerhalb der Ferienzeit - bei mir gebucht hat, ist noch teurer geworden. Ich sende ihm per Mail ein paar Alternativen an seine Emailadresse.

Vorgestern haben wir eine Mail im Postfach:

Sehr geehrtes Reisebüro,

die Reiseangebote, die Sie mir geschickt haben, waren sicher nicht für mich, sondern für einen anderen Herr Reise. Versuchen Sie es doch mal mit einem Unterstrich zwischen Vor- und Zunamen, also herr_reise@web.de

Mfg, H. Reise

Peinlich!

Ich schreibe ihm zurück, bedanke mich für die Information und sende die Angebote an die richtige Emailadresse. 

Die Alternativen gefallen unserem Kunden nicht so recht.
Eigentlich will er ja in sein Lieblingshotel.
Nur nicht zu dem aufgerufenen Preis.

Ich suche weiter. Schicke ihm gestern noch ein paar Alternativen, obwohl auch diese nicht an das eine Haus heranreichen werden.

Heute Morgen bekam ich dann folgende Email, wieder von dem falschen Herrn Reise.


Hallo,
der Unterstrich ist schon mal gut, aber hatte Ihr Kunde nicht eine web.de - Adresse statt einer gmx.de - Adresse?   ;-)
Sie können die E-Mail ja nochmal an herr_reise@web.de senden, da könnten Sie Ihren Kunden eher erreichen.
Viele Grüße, H. Reise

Ich kapiere gar nichts mehr. Schaue in meinen gesendeten Emails nach.

Eines der Angebote habe ich versehentlich an herr_reise@gmx.de geschickt und zufällig gehört dem falschen Adressaten auch diese Emailadresse.


Der muss doch denken, dass ich total bescheuert bin.
Nach einigen Minuten des Haareraufens entscheide ich mich zur schriftlichen Flucht nach vorn und antworte dem Herr Reise, der uns gar nicht um Angebote gebeten hat:

Guten Morgen, Herr Reise,

nochmals danke für Ihren Hinweis.

Ich werde sofort eine Email an meinen Trainer des Seminars "Neukundengewinnung durch absichtliche Nutzung falscher Emailadressen" schreiben und ihm sagen, dass diese Methode wenig erfolgreich ist. Im Gegenzug verspreche ich Ihnen, dass ich, FALLS Sie Ihren nächsten Urlaub bei uns buchen, Ihre Angebote alle an den anderen Herr Reise senden werde. Wie klingt das für Sie?

:-))

Scherz beiseite, es tut mir ehrlich leid.
Leider bekomme ich mit meinem höchst gewöhnlichen Nachnamen auch ständig falsche Emails und weiß, wie sehr das nervt.

Ich werde mich fortan bemühen.

Herzliche Grüße aus IHREM Reisebüro

Britta Meyer
Verkaufsbüroleiterin (auch das noch!)


Bisher hat sich Herr Reise nicht gemeldet.
Weder der eine, noch der andere.

Ich werde Sie auf dem Laufenden halten...