Wir sitzen da, wo ich früher in den
Sommerferien mit Oma Maria Erbsen gedöppt habe. Hinterm Haus im Garten.
Den Wintergarten, der uns vor Wind und
Regen schützt, gab es damals noch nicht. Oma hätte er gefallen, da bin ich
sicher.
Auf dem Tisch stehen Wein, Sekt, Chips,
Süßigkeiten.
Auf den Tisch kommen Themen, wie sie
auf den Tisch kommen, wenn Familienmitglieder lange nicht mehr
richtig schön zusammengesessen haben. Auf der Beerdigung meines
Vaters fanden wir, wir müssten uns bald wiedersehen, uns updaten,
reden. Und planten das Cousin/Cousinen-Treffen, an dem heute außer mir meine Cousine
J., Cousine V., Cousine C. und mein Bruder T., der Quotenmann,
teilnehmen.
Wir reden. Hauptsächlich über unsere
Kindheit und Jugend, über früher, über die Familien, über
Schwärmereien, Ex-Partner und über das heute, die Kinder (so
vorhanden), die Jetzt-Partner (aber nur ganz wenig), Urlaube,
Krankheit. Darüber, was uns ärgert und was uns glücklich macht.
Zu späterer Stunde haben wir den
veganen Wein probiert (mein Bruder ist Vegetarier, Cousine J. meinte es besonders gut), den Sekt, da schießt es quasi aus Cousine
C. hervor:
„Seit ich den Thermomix habe, habe
ich keine Wünsche mehr."
Keiner spricht.
„Wirklich. Ich habe so lange
gequengelt, bis ich den Thermomix gekriegt habe. Der ist super, der
kann alles, ich bin total glücklich damit.“ Sie bekommt feuchte
Augen, als hätte sie gerade eine neue, eine ganz große Liebe
beschrieben.
Wir staunen.
„Ich weiß, es klingt blöd, aber ich
habe wirklich keine Wünsche mehr. Ist ja irgendwie schrecklich, aber
es ist so.“
Nun ist meine jüngste Cousine nicht
die einzige, die mir von diesem technischen Multitalent vorschwärmt.
Meine Freundin F. ist
Ernährungsberaterin und hat nicht nur einen Thermomix, sondern
weitere Exemplare verkauft. Meine Freundin J. hat mehrere Male
köstliche Sachen für mich gezaubert. Auch mit Hilfe dieser
Küchenmaschine, dem Mercedes/Porsche/Volvo (bitte aussuchen) unter
den Haushaltsgeräten. Ich weiß auch, dass der Thermomix einen mehr
als stolzen Preis hat. Dessen Ausgabe sich für mich nicht lohnen
würde.
Ich führe einen Fast-Single-Haushalt
und koche meistens nur für mich und meinen sporadisch auftauchenden Herrenbesuch (es handelt
sich immer um denselben Herrn, nicht dass hier Missverständnisse
aufkommen).
Abends Gemüse zu schnibbeln, lässt
mich nach einem Arbeitstag runterfahren, ist meine Meditation.
Schnibbeln ist Zen.
Schnibbeln ist Zen.
Zwiebeln,
Knoblauch, Kartoffeln, Paprika, Auberginen, alles in Würfelchen und
Würfeln, danach geht es mir gut.
![]() |
Selbst geschnibbelt. Ooommm. (Foto: privat) |
Alle die, die ich kenne und die die Küchenmaschine der Firma Vorwerk besitzen, haben viel mehr Haushalt um die Ohren als ich.
Freundin F. hat einen Mann und drei
Kinder.
Freundin J. hat einen Mann und drei
Kinder.
Cousine C. hat einen Mann und zwei
Kinder.
Da ist Schnibbeln kein Zen mehr,
sondern richtige Arbeit.
Doch das Zaubergerät schnibbelt nicht
nur.
Weil ich immer noch nicht kapiere, was
den Thermomix so begehrt macht und die Lieferzeit rechtfertigt, die
der eines neuen 7er-BMW entspricht, bitte ich um Nennung weiterer
Eigenschaften.
Cousine C. holt tief Luft und legt los
wie eine Verkäuferin bei QVC, bloß schneller und überzeugender:
„Diese ultimative Küchenmaschine
gibt es schon seit 1961, sie wurde immer wieder optimiert und neu
aufgelegt. Rein faktisch kann man mit ihm alles: Zerkleinern,
dünsten, schlagen, häckseln, pürieren, dampfgaren, aufkochen,
kneten. Hmmmmm. Was noch?
Der Clou ist, der rührt und kocht
gleichzeitig. Nix brennt an. Du kannst bedenkenlos in der Zeit, wo
der Thermomix arbeitet, Körperpflege betreiben oder sonstigen Hobbys
nachgehen. Der Grund, warum ich mich für dieses 1.109 Euro (ich
schnappe nach Luft) Gerät entschieden habe, ist, du weißt, was im
Essen drin ist. Kein Convenience, keine Tütchen mehr. Maggiwürfel
werden selbst gemacht, das Gemüse zerkleinert konserviert. Schmeckt
viel natürlicher.
![]() |
Das isser. (Foto privat) |
Du hattest jemals Angst vor Hefe- oder Brandteig? Nichts leichter als das!
Die Küchenwaage ist voll integriert. Schmeiß deine Küchenwaage raus, schmeiß alle Waagen raus. Ich sag nur: Werther´s Echte-Pudding oder Likör oder Toffitella, selbstgemachtes Nutella aus Toffifee. Das Gerät ist saugeil, aber auch sauteuer.“
Die Küchenwaage ist voll integriert. Schmeiß deine Küchenwaage raus, schmeiß alle Waagen raus. Ich sag nur: Werther´s Echte-Pudding oder Likör oder Toffitella, selbstgemachtes Nutella aus Toffifee. Das Gerät ist saugeil, aber auch sauteuer.“
Zu teuer für mich. Leider.
Die Eigenschaften des Thermomix klingen
beeindruckend.
Doch er würde mich um meine
After-Work-Meditation bringen.
Kommt nicht in Frage.
Schnibbeln ist Zen.
Ich stelle mir Oma Maria vor, die sogar
ihren Kaffee in ihrer Holzmühle selber mahlte.
Die hätte mit dem Kopf geschüttelt
und „Ach Chott, ach Chott“ gemurmelt.
Aber das Toffitella, das hätte ihr
geschmeckt.
:-)