Un rendez-vous avec Monsieur Langenscheidt
Fremdsprachen
lernen ist mir immer leicht gefallen. Nicht so leicht wie meinem
jüngeren Bruder, mit dem ich jetzt ein bisschen viel angeben muss. Er
spricht Englisch, Spanisch, Französisch fließend, sehr passabel
Ungarisch und auch noch etwas Polnisch. Arabisch hat er neulich auch
noch gelernt, just for fun in seiner knapp bemessen Freizeit.
*Strunzmodus aus*
In der Schule waren
Englisch und Französisch neben Deutsch und Kunst meine Lieblingsfächer.
Auf einem Elternsprechtag meinte meine Französischlehrerin Frau S. zu
meiner Mutter, ich müsse unbedingt nach dem Abi denselben Job ergreifen
wie sie. Mein Mathematiklehrer hingegen war der Ansicht, dass selbst
Nachhilfestunden vergebene Liebesmüh seien.
Frau S. würde sich im
Grab herumdrehen, wenn sie wüsste, dass sich meine
Französisch-kenntnisse auf einen kläglichen rudimentären Rest reduziert
haben. Frau S. lebt allerdings noch und zwar in Südafrika.
Eine Sprache lebt nur,
wenn sie gesprochen wird. Ich habe mich nach dem Abitur auf Englisch,
das ich täglich benötige, und Spanisch konzentriert. Die französischen
Vokabeln gerieten mehr und mehr in Vergessenheit. Ebenso wie Madame
Leroc.
"Où
est Madame Leroc? Elle est dans la salle de séjour? Non. Est dans le
bain? Mais non. Elle est dans le jardin avec Monique et le chien."
Ich bekam von meinem
Abiturzeugnis nur eine Kopie, weil ich versäumt hatte, mein
Franzö-sischbuch aus dem 7. Schuljahr abzugeben. Dies musste ich
tatsächlich kaufen, erst dann gab es das Originalzeugnis als Dankeschön.
Wie kam ich jetzt
darauf? Ach so, ich lerne jetzt Französisch. Und verbitte mir sogleich
eine Bemerkung einiger Zotisten unter Ihnen bezüglich irgendwelcher
Praktiken. Es handelt sich um eine Auffrischung meiner Sprachkenntnisse.
Im Sommer - wenn es denn einen gibt - fahre ich nach Frankreich.
Bekanntermaßen sprechen die Einheimischen ungern andere Sprachen als
Französisch. Da möchte man ja nicht als Volldepp, als triple idiot
da stehen. In der Buchhandlung meines Vertrauens gab es diesen
Audio-Crash-Kurs mit Lernheft und Verständnisübungen der Firma
Langenscheidt. Französisch lernen in 30 Tagen.
Die erste Übung war
kitzibabyleicht. Ich habe verstanden, dass Pierre und seine Cousine Nina
sich auf dem Bahnhof von Grenoble treffen. Die Zugfahrt von Köln aus
hat neun Stunden gedauert. Oui, c´est vrai. Pauline, Pierres Freundin
wartet zu Hause und freut sich schon, Ninas connaissance zu machen.
Wissen Sie, ich habe
nicht vor, große politische oder philosophische Diskussionen mit den
Bretonen zu führen. Ich benötige lediglich ein paar sinnvolle Vokabeln
für Alltägliches:
Einkaufen
Nach dem Weg fragen
Wein bestellen
Das Wetter loben (hoffentlich)
Der Polizei den Wagen als gestohlen melden (hoffentlich nicht)
Der Kellnerin sagen, dass das Essen vorzüglich war
Dem Tankwart sagen, dass ich zwar eine starke Freundschaft für ihn empfinde, aber dass sich die Liebe nicht befehlen lässt.
So was eben.
Nach der
Frankreichreise erzähle ich Ihnen, ob "Französisch in 30 Tagen" etwas
taugt. Das mache ich avec plasir. Oui, c´est vrai.