Der hässliche Mann ist der Bräutigam steht auf den T-Shirts der jugendlichen Herrengruppe.
Die fröhlichen Männer stehen auf dem Bürgersteig vor einem Büdchen auf der Friedrichstraße. Nebenan befindet sich die Bäckerei Oehme, wo ich mein Brot kaufen will. Ich sehe aus meinem linken Augenwinkel, wie der Bräutigam ein junges Pärchen fragt, ob es ihm Schnäpse abkauft. Oder vielleicht Kondome. Hihihi. Seit wie vielen Jahrhunderten werden Bauchläden von zukünftig Verheirateten mit immer den gleichen Artikeln bestückt?
Ich kaufe eine Schweizer Kruste, geschnitten. Als ich die Bäckerei verlasse, stellt sich mir der Bräutigam freundlich in den Weg. "Hallo, die Dame, möchten Sie mir vielleicht einen Schnaps abkaufen?"
21, 22, 23.
"Wieso werden mir keine Kondome angeboten?"
Diese Frage empfinde ich als berechtigt.
Die Jungs allerdings, die altersmäßig meine Söhne sein könnten, sehen eine Frau mit angegrautem Haar, die den Zenit der Jugend lange überschritten hat. Oder kurz: Da wird der Zug wohl abgefahren sein.
Ich mache eine leicht beleidigte Schnute.
"Äh. Ja, die wollten wir Ihnen direkt als Nächstes anbieten."
"Ja, ja."
"Nee, wirklich."
"Komm´, zeig mal die Schnäpse."
Ich kaufe einen roten Klopfer für unverschämte zwei Euro und wünsche der Junggesellenabschiedtruppe noch einen schönen Tag.
Wieder im Büro (ja, ich muss samstags arbeiten und bitte um Bewunderung oder wahlweise Mitleid) sehe ich, dass der Aufkleber auf dem Kopf steht.
Foto: privat |
War das schon immer so?
Das letzte Getränk jener Art habe ich in bunter Vorzeit in einer Sauerländischen Schützenhalle zu mir genommen, begleitet von der Anmerkung eines Einheimischen, der diese unvergessenen Worte sprach:
"Das gibt Farbe an die Kotze."
Der Mann hatte Recht.
Ich schenke den Schnaps meiner Kollegin.
Und euch schenke ich meine besten Wünsche für das sehr sommerliche Wochenende.
Mit Schnaps und Kondomen.
Oder ohne.