Der Flieger landet hart auf dem
Flughafen Köln-Bonn. Der Pilot bremst scharf und mein Oberkörper
kippt nach vorn. „Wir bitten Sie, noch so lange angeschnallt zu
bleiben, bis die Anschnallzeichen über Ihnen erloschen sind.“ Die
Maschine rollt langsam aus und bleibt stehen. „Parking position.
Cross check, please.“ Na, endlich.
Ich will raus aus dieser Sardinenbüchse. Kann mich kaum noch rühren. Mein Nacken und Rücken
schreien nach einer thailändischen Massage. Das Tagungshotel an der
Türkischen Riviera war hervorragend. Bis auf die harten Matratzen.
Während ich am Gepäckband auf meinen
Koffer warte, überlege ich, wie viele Starts und Landungen ich in
diesem Jahr hinter mich gebracht habe. Es waren insgesamt 14. 14 mal
durch Wolkendecken gewackelt, 14 mal in ein Pappsandwich gebissen, 14
mal dünnen Kaffee getrunken. 14 mal das Duty Free Angebot des Monats
unter die Nase gehalten und 14 mal die Meilen für die Inhaber diverser
Bonusprogramme genannt bekommen. Schokoherzen und ein freundliches
Nicken der Stewardessen zum Abschied. Rein in den Bomber, raus aus
dem Bomber. Ich fliege nicht mehr so gern wie früher, nur wenn ich
es geschäftlich muss oder wenn ein Flug mir ein schönes Reiseziel,
am besten garniert von gutem Wetter, in Aussicht stellt.
Apropos „gutes Wetter“: Meinem
Freund (bekannt als Alfred Tetzlaff unter den Reisenden) fällt beim
Schauen des ZDF-Wetterberichtes nach einem besonders verregneten
Urlaubstag auf Sizilien ein, dass man doch genauso gut mit dem Pkw
nach Süddeutschland hätte reisen können. Dabei zieht er ein
ähnliches Gesicht wie beim Verzehr der -zugegeben- fade gewürzten
Hotelspeisen. Nicht umsonst hat Herr Tetzlaff sich einen sehr
originellen Koffergurt zugelegt. Auf dem steht gelb auf schwarz
Woanders is auch scheiße. Dieser rustikale Ausspruch stammt vom Oppa
des Bochumer Autoren Frank Goosen. Mein Freund hat mir auch solch
einen Koffergurt geschenkt. Leider kann ich ihn aus berufsethischen
Gründen nicht anbringen, das geht unmöglich bei einer
Touristikerin, die mit dem Verkauf von Reisen nach woanders ihr Geld
verdient. Mein Freund (Alltagsfreund, nicht Urlaubsfreund, da muss
ich unterscheiden!) entdeckt seinen Koffer auf dem Gepäckband
aufgrund des lustigen Gurtes, der zu Diskussionen der anderen
Wartenden anregt, sehr schnell. Beneidenswert schnell.
Vom Gepäckband des Köln-Bonner
Flughafen haste ich zum Flughafenbahnhofsgleis, um mit meinem
zentnerschweren Koffer in die S-Bahn zu springen. Geschafft. In
Köln-Deutz pfeift am Gleis ein eisiger Wind. 6° Celsius. An der
Türkischen Riviera waren es 23°. Zumindest draußen. Vor den
Seminarraumtüren. Mein Zug nach Düsseldorf hat 20 Minuten
Verspätung. Fliegen ist scheiße. Zugfahren ebenso. Also doch mit
dem eigenen Pkw in den Urlaub fahren? Ich erinnere mich an die stundenlangen
Staus meiner Kindheit. Die Po-Ebene, in der es sowieso nichts zu
sehen gab, schlich vorbei. Furchtbar. Autofahren ist auch scheiße.
An Verreisen denke ich vorerst nicht,
sondern stoße einen Seufzer der Erleichterung aus, als mein Taxi vor
„meinem“ Haus hält. Ich wuchte den zentnerschweren Koffer in den
vierten Stock. Als ich die Tür aufschließe und den vertrauten, wenn
auch leicht muffigen Geruch meiner Wohnung einatme, möchte ich
Dorothy aus dem Zauberer von Oz zitieren.
Es ist nirgends schöner als daheim.
Es ist nirgends schöner als daheim.
Es ist nirgends schöner als daheim.
Stattdessen falle ich auf die Knie,
küsse das Parkett und weine ein bisschen vor Erleichterung.
Jetzt noch ein Glas Wein mit Herrn
Tetzlaff und alles wird gut.