13. April 2017

Literaturcamp Bonn 2017 - My very first barcamp


„Mein Name ist …“

„Literatur interessiert mich, weil …“

„Ich lese gerade …“

„Mich beschäftigt gerade …“
 

Diese Sätze sind unser Leitfaden für die Vorstellungsrunde.

Kurz und knackig soll sie sein, denn es nehmen 120 Menschen am Literaturcamp Bonn 2017 teil. Autorinnen/Autoren, Journalistinnen/Journalisten, BloggerInnen, ÜbersetzerInnen, KommunikationstrainerInnen, VerlagsmitarbeiterInnen, BuchhändelerInnen, eine bunt gemischte Meute Schreibender, Lesender und Schaffender, die neugierig auf die Erfahrungen und die Ideen der anderen ist.

Hashtag nicht vergessen!

Überall, wo sozialmedial über das Literaturcamp berichtet wird, ist #LitcampBN17 das Erkennungsmerkmal, auch für Nichtteilnehmer des Barcamps.

Barcamp, was ist das?

Als mich Kommunikationstrainerin und Moderatorin Ute Lange im Februar bei unserem Netzwerktreffen mit Bloggerinnen-Lesung fragte, ob ich Lust hätte, an einem Barcamp teilzunehmen, stellte ich - wieder einmal – fest, dass das Leben da draußen an mir vorbeigeht.

Es gab drei Möglichkeiten, auf Utes Einladung zu reagieren:

1.Wissend gucken, Kopf hin- und herwiegen und „Muss mal meine Termine checken“ murmeln.


2.Mit glänzenden Augen aufgeregt nicken und „Barcamp, klasse! Lerne ich da auch, wie man einen ordentlichen White Russian mixt?“ ausrufen.

3.Ehrlich bleiben und fragen: „Barcamp? Was ist ein Barcamp?“

Ehrlich währt am längsten. Ich entschied mich für 3 und wurde freundlich aufgeklärt, dass es sich bei einem Barcamp um eine Un-Konferenz handelt, bei der die Teilnehmer die Themen für die Sessions/Workshops selber vorschlagen und entwickeln, in diesem Fall Themen rund um das Thema Literatur / Literaturbetrieb. Das klang gut für mich, befand ich mich doch in einer Blockade, nein, in einer Blogkade. Es ging nicht so richtig voran in letzter Zeit. Also machte ich mich auf den Weg von Düsseldorf nach Bonn, wo ich in der Volkshochschule auf kaffeetassentragende, aufgeregt plappernde Barcamper traf, darunter auch - zu meiner Freude - zwei, drei bekannte Gesichter.


Early morning doping am Bahnhof Düsseldorf

Zurück zu den Leitfragen und zur Vorstellungsrunde im Großen Saal der VHS Bonn.

Das Mikrofon ging von Teilnehmer zu Teilnehmer.

Je mehr Menschen sich mittels Leitfragen vorstellten, desto mehr überdachte ich meine eigenen Antworten, die ich auf meinem Namensschild notiert hatte. Ich war recht beeindruckt von dem, was meine neue Camp-Familie so von sich gab (Wiedergabe ohne Garantie, aus dem Gedächtnis protokolliert):

„Mein Name ist XY, in Twitter bekannt unter …, mein Autorenname ist …“

„Literatur interessiert mich, weil ich lesen und schreiben kann/ich mir eine Leben ohne nicht vorstellen kann/sie brauche, wie die Luft zum Atmen.“

„Ich lese gerade Spieltrieb von Juli Zeh/Atemschaukel von Herta Müller/Salt Water von Shreyas Rajagopal/(denken Sie sich hier Buchtitel osteuropäisch klingender Autoren, die ich gerade nicht parat habe).“

„Mich beschäftigt gerade das Literaturcamp Bonn/mein dritter Fantasy-Romans/die Fertigstelltung meines zweiten Krimis/die Übersetzung des Romans … aus dem Hebräischen ins Deutsche.“

Wow. Ich rutschte auf meinem Stuhl ein wenig tiefer. War ich hier richtig? Literaturcamp. Was hatte ich denn gedacht?

Vor allem die Ergänzung zu „Ich lese gerade…“ musste ich gaaanz schnell ändern. Als ein junger Mann zwei Reihen hinter mir erzählte, dass er gerade Ulysses im Original und parallel noch irgendetwas Anderes liest, nahm mein Hirn Fahrt auf. Und als ich schwitzend überlegte, ob ich einfach Krieg und Frieden in den Raum werfen sollte oder lieber Seethalers Der Trafikant, drückte mir die Dame neben mir das Mikro in die Hand. Ich stand auf und hörte mich Folgendes sagen:

„Mein Name ist Britta Meyer. Literatur interessiert mich, weil es mich fasziniert, was Worte auszulösen vermögen. Ich lese gerade… (komm, sach ehrlich, Frau Meyer) Risiko Bauchfett von Dr. Nicole Schaenzler (ein paar lachen, immerhin) und mich beschäftigt gerade Twitter, weil ohne geht´s ja wohl nicht mehr.“

Ich bin beeindruckt, welche Ideen einige Camp-Teilnehmer für die Sessions (Diskussionsrunden) haben und habe direkt wieder ein Problem: Ich kann mich nicht entscheiden und hebe bei fast jedem Vorschlag die Hand, um mein Interesse zu bekunden, lege mich dann schließlich auf Komplexitätsreduktion / Zeitmanagement von Edda Klepp, Netzwerken im Literaturbetrieb von Jasmin „Zippi“ Zipperling, Kreatives Schreiben von Beate Fuhrmann und Bloggen für Autoren, ebenfalls durchgeführt von Edda Klepp.

Den ganzen wertvollen Input, den ich durch die Sessions und die Gespräche mit den anderen Campteilnehmern erhalten habe, wiederzugeben, würde ehrlich den Rahmen sprengen. Meine wichtigsten Erkenntnisse sind folgende:

Aufgaben beenden (Multitasking führt dazu, mich zu verzetteln).
 

Auf meinem Blog Persönlichkeit zeigen, die Regeln auf meinem Blog bestimme ich. Danke, Edda!

Twitter nicht unbedingt als Selfmarketing-Tool sehen, sondern zum Netzwerken nutzen.

In Social Media nicht nur quengeln und verurteilen, sondern loben und Positives hervorheben. Federwelt lesen, bei Autorenwelt anmelden.
Danke, Zippi!

Ruhig schreiben um des Schreibens willen, mit der Hand schreiben, da viel bessere Verknüpfung mit dem Hirn. Wenn mir nichts einfällt, Kringel malen, um die Hand in Bewegung zu halten.
Danke, Beate!

Neues wagen, neugierig bleiben, weitere Barcamps zwecks Austausch besuchen. Barcamps machen einen auf keinen Fall dümmer, sie inspirieren und motivieren. Danke, Ute!

Und: Ehrlich bleiben, Frau Meyer.
Risiko Bauchfett ist Literatur.
Sachliteratur.

:-)