15. September 2017

Eva, Alexander und ich


Die Wohnung hätte Eva wirklich mal aufgeräumen können.
Kleidung, Kissen und Decken sind kreuz und quer in der Wohnung verteilt.
Auf Schreibtisch und im Regal, das als Raumteiler dient, liegen ungeordnete Papierstapel.
Weinreste gehen in Gläsern zur Neige.
Zum Glück raucht Eva nicht.

Ansonsten ist die Wohnung meiner Freundin, in der ich übernachten durfte, sehr zeitgemäß.  Durcheinander gewürfeltes Mobiliar. Skandinavische Glasvasen. Shabby chic. Eine Fototapete mit einem herbstlich verfärbten Laubwald. Davor steht mein Gästebett. Durch das Regal kann ich auf das durchwühlte Doppelbett schauen.

Eva Habermann kommt mit einem Becher dampfenden Kaffees aus der Küche.
Ja, ich bin mit Eva Habermann befreundet, der blonden Schauspielerin, die Sie bestimmt aus vielen Rosamunde Pilcher-Verfilmungen kennen. Wenn Sie die gucken. Ein bisschen wundere ich mich selber darüber, während ich mich in meinem Bett langsam aufrichte und recke.

"Wann willst du Alexander sagen, dass du ihn nicht heiratest und schon gar kein Kind willst?" frage ich meine Freundin mit dem zerzausten Haar und hellblauen Herrenpyjama.
"Ich muss es ihm sagen, sehr bald. Er wird total enttäuscht sein."

Wenn man vom Teufel spricht...im Bad geht die Klospülung. Es erscheint Richter Alexander Hold. Den kennen Sie sicher auch aus diesen Gerichtssendungen und vielleicht haben Sie auch seine Wahlwerbung für die Freien Wähler gesehen. Richter Alexander Hold ist der Freund von Eva Habermann. Seinen seidenen, mit asiatischen Motiven bedruckten Morgenmantel trägt er leger um seinen erstaunlich trainierten Körper. Oberhalb seines Sixpacks kann ich Reste des Schriftzugs Danke erkennen, die Glitzersteinchen des Klebetattoos sind ziemlich abgeblättert. Ich muss lachen, natürlich in mich rein, und bin gleichzeitig sauer auf Eva. Warum klebt sie ihm das Tattoo auf, wenn sie eigentlich Schluss machen will?

Mein Blick schweift erneut auf die Weingläser.
In einem rudert eine Fliege.

Dann piept es. Und piept. Sehr nervig und lange.
So lange, bis ich auf den Wecker haue.
Schnaufend sinke ich in mein Kissen.

Diese Träume in den frühen Morgenstunden machen mich fertig.
Doofe REM-Phase.

Echt jetzt.

Foto gofeminin/Pinterest