In letzter Zeit bekomme ich von meinem
Lebensgefährten des öfteren zu hören, dass eine feine Dame „so
etwas nicht sagt“ oder „so etwas nicht tut“. Ich frage mich,
woher er weiß, wie feine Damen sich für gewöhnlich verhalten und
in welchen Kreisen er verkehrt, wenn wir uns mal ein paar Tage nicht
sehen. Vielleicht nimmt er neben seiner Lehrertätigkeit an einem
Butler-Seminar teil und überrascht mich an Weihnachten mit einem
perfekt gedeckten Tisch, Messerbänkchen, poliertem Silber und
steifen Stoffservietten.
Gern gebe ich zu, dass meine
Gedankenstruktur und mein Humor zuweilen männliche, ja fast deftige
Züge haben. Es ist mir manchmal selber peinlich. Und mein
Ehrlichkeits-Tourette, das macht mir auch zu schaffen. Seit mehreren
Wochen gönne ich mir einen täglichen Cocktail aus Ibuprofen,
Tetrazepam und Tilidintropfen, bei letzteren verspricht ja schon der
Name, dass der Patient ein bisschen tilidin im Kopf wird, also gaga.
Mit meiner Physiotherapeutin, dem
Fräulein Braun, führe ich zuweilen lustige Gespräche. Ich weiß,
sie macht das nur, damit ich von ihrem schmerzhaften Kneten und
Drücken abgelenkt wird. Sie versucht unter anderem, mein
Schulterblatt auszuhebeln, und ich wundere mich, welche Kraft die
recht zierliche Person mit dem kobaltblau gefärbtem Haar hat. Sie
kommt aus Stralsund und ist eine Rockabilly. Bei meiner letzten
Massagen plapperten wir über dies und das und unsere Männer, da
drückt sie wieder mein Schulterblatt nach oben. Ich liege mit dem
Gesicht nach unten und presse „sie hinterlistiges kleines
Miststück“ hervor. Das habe ich wirklich gesagt, ich schwöre.
Zum Glück lacht sie, weil sie cool ist und beschwichtigt, sie wüsste ja, dass das furchtbar weh tut, aber sie müsste das Schulterblatt lösen und sie füge mir die Schmerzen nicht gerne zu. Ich sagte ihr, dass ich ihr nicht glaube und frage, warum sie nicht ihrer wahren Neigung nachginge und ein Domina-Studio eröffnen würde. Die Frauen aus dem Osten sind sehr kess. „Wir haben tatsächlich darüber nachgedacht, dann würden wir viel mehr verdienen.“
Zum Glück lacht sie, weil sie cool ist und beschwichtigt, sie wüsste ja, dass das furchtbar weh tut, aber sie müsste das Schulterblatt lösen und sie füge mir die Schmerzen nicht gerne zu. Ich sagte ihr, dass ich ihr nicht glaube und frage, warum sie nicht ihrer wahren Neigung nachginge und ein Domina-Studio eröffnen würde. Die Frauen aus dem Osten sind sehr kess. „Wir haben tatsächlich darüber nachgedacht, dann würden wir viel mehr verdienen.“
Als ich die heute am Feiertagsmorgen
meinem Freund erzähle, zuckt er innerlich zusammen. „Eine feine
Dame sagt so was nicht.“ „Ich bin keine feine Dame, habe ich nie
behauptet.“ Der Lebensgefährte hat keinen Sinn für die Vorliebe
für Peitschen, Lack und Leder nicht, aber er hat eine andere
hervorragende Idee.
„Es müsste ein Domina-Studio für
Ökos geben.“
„Und was soll das passieren?“
„Keine Schläge, mehr verbale
Dominanz.“
„Wär das auch was für dich?“
„.............“
„Wie soll das laufen? Die Domina
stellt sich vor den Öko und sagt: Wähl...C...D..U!!!“
„So genau weiß ich das auch nicht.“
„Ich kann dich mal mit Sandra (eine Bekannte, Name wurde geändert) zum Einkaufen schicken. Dann haste
verbale Dominanz.“
„Bloß nicht!“
Ich mag unsere Feiertagsmorgendialoge,
mit dem Medikamenten-Cocktail finde ich sie noch lustiger.
„Ich schreib einen Artikel über das,
was wir jetzt besprochen haben.“
„Ja, mach das. Obwohl...eine feine
Dame tut so was nicht.“
Der Lebensgefährte kann mich mal, der
feine Herr.
:-)