An Sonntagvormittagen liegen wir oft im
Bett, trinken einen Kaffee und blättern in Zeitungen und
Zeitschriften. Mein Freund liest die Rheinische Post oder Die Zeit. Wenn er dazu kommt. Ich quatsche ihm nämlich ziemlich häufig rein. „Das
ist doch unfassbar!“, entrüste ich mich. „Das kann doch nicht
wahr sein!“ „Guck mal, das sieht aber schön aus.“ Er muss dann
natürlich nach dem Grund meiner Aufregung fragen und kann selber
nicht weiter lesen. Der Arme.
Letzten Sonntag blättere ich in der
Brigitte. „Guck mal, das hier hört sich aber lecker an: Ofenzander
mit Fenchel und Granatapfel-Basmatireis.“ Er denkt kurz nach.
„Granatapfelkerne sind schwierig.“
Was das Thema Essen angeht, ist er eher einspurig unterwegs.
„Granatapfelkerne bleiben einem immer so in den Zähnen hängen.“
Was das Thema Essen angeht, ist er eher einspurig unterwegs.
„Granatapfelkerne bleiben einem immer so in den Zähnen hängen.“
„Nur, wenn man Jürgen Vogel heißt.
Wo sollen die denn bei dir hängen bleiben? Ich finde, das klingt
lecker!“
„Na, ich weiß nicht.“
„Dann gefällt dir dieses Gericht
bestimmt.: Rehfilet auf Birnenrotkohl.“
„Was ist denn Birnenrotkohl?“,
brummt der Zeit-Leser.
„Rotkohl mit Birnen statt mit
Äpfeln?“
„Ich mag Apfelrotkohl. Da weiß ich,
wie der mir schmeckt. Birnenrotkohl ist wieder so ein Experiment. Ein
erwartungswidriges Gericht.“
Erwartungswidrig fällt sehr oft im
Zusammenhang mit dem, was ich koche.
So langsam kocht etwas in mir.
Er raschelt wieder mit der Zeitung und nach
einer Weile blicke ich ihn von der Seite an und frage:
„Bin ich Apfelrotkohl?“
„Hä?“
„Bin ich Apfelrotkohl für dich?“
„Was meinst du mit´Bin ich
Apfelrotkohl für dich?´“
„Ob ich bei dir den Stand von
Apfelrotkohl habe? Ob du denkst: Alles okay so weit. Mit der Frau
kann man nichts falsch machen. Da kommt nichts Erwartungswidriges.
Bin ich Apfelrotkohl?“
Mein Bettnachbar starrt intensiv in seine Zeitungen und murmelt etwas Unverständliches. Er ist klug und weiß, dass er bei
dieser Diskussion nur verlieren kann.
Mein Blutdruck steigt nämlich ein bisschen:
Mein Blutdruck steigt nämlich ein bisschen:
„Wer will denn Apfelrotkohl sein? Also bitte! Welche Frau will Apfelrotkohl sein? Mindestens Birnenrotkohl! Oder besser noch: Granatapfel-Basmati-Reis!
„Aber ich mag Apfelrotkohl nun mal am
liebsten Was soll denn der Quatsch?.“
Ich
schweige. Kurz. Da fällt mein Blick auf einen knallroten Trenchcoat. Seit Jahren bin ich auf der Suche nach einem knallroten
einreihigen Trenchcoat.
„Guck
mal, der Trenchcoat hier. So einen suche ich schon seit Jahren."
„In
rot? Warum denn rot? Sind Trenchcoats normalerweise nicht
sandfarben?"
"Rote Trenchcoats sind wenigstens kein Apfelrotkohl!"
Wir schauen uns an und mein Freund konstatiert:
"Gut, dass uns keiner zuhört."
"Gut, dass uns keiner zuhört."