17. Februar 2014

Zigarette, postkoital

An einem Spätnachmittagssonntagsspaziergang da geht dir einiges im Kopf herum. Während die Wintersonne die ersten Sommersprossen hervorkitzeln will, schweifen deine Gedanken hierhin und dorthin. Worte streifen dich wie Blitze, dringen ein in dein Hirn und setzen sich dort fest. Und eingekuschelt in Wintermantel und Schal fällt dir ein, dass du schon immer mal eine postkoitale Zigarette rauchen wolltest.

Das hat doch etwas. Die Zigarette danach. Das ist wie nach einem guten Essen. Eine Befriedigung nach der Befriedigung. Eine Zigarette post coitum erinnert an einen französischen Film. Un film noir. Schwarzweiß. Anfang der 70er. Wie die nicht mehr ganz junge Romy Schneider mit zerwuschelten Haaren zwischen weißen Laken liegen. Das Streichholz macht ein leises Zisch, ein leichter Schwefelgeruch breitet sich aus und du saugst fest an der Zigarette. Die Asche glüht. Dann lässt du den Rauch lässig durch Nase und Mund ausströmen, entspannst dich merklich.

Der Dialog mit dem Liebespartner klänge wunderbarer Weise auch wie in einem französischen Film.

- Wann willst du es Madeleine sagen?
- Ich weiß nicht. Morgen.
- Vielleicht ist es besser, wenn wir uns nicht mehr sehen.
- Warum?
- Du tust mir nicht gut. Deshalb.
- Überleg es dir noch mal. Ich fahre sowieso mit Madeleine und den Kindern nach Saint Maxime. Danach sprechen wir, ja? 


Stille. 


- Danach sprechen wir, ja?
- Ich werde jetzt gehen, Jean-Luc. Ruf mich bitte nicht mehr an.
- Das war´s dann also mit uns?
- Ich weiß nicht.

Die Sätze werden ganz monoton gesprochen und zwischendurch von beiden tief postkoital inhaliert. Magnifique.

Das Dumme an diesem deinen Wunsch nach einer postkoitalen Zigarette ist: Du rauchst gar nicht. Würdest höchstwahrscheinlich einen albernen Hustanfall bekommen, statt lasziv im Bett zu liegen und wichtige Worte mit dem Rauch in die zerwühlten Laken zu blasen.

Aber die Vorstellung. Die hat schon was.